Probenfotos: Michael Maurissens, Jo Hempel und Aufführungsfotos: Rainald Endrass
REPERTOIRE
7 Darsteller
Raum minimal: 12 m x 10 m
Aufführungsdauer: ca. 1 h
Vorpremiere: 30.09.2023, Theater im Ballsaal Bonn (DE)
Premiere: 05.10.2023, Théâtre du Crochetan Monthey (CH)
In Koproduktion mit Theater im Ballsaal, Théâtre du Crochetan Monthey, Ringlokschuppen Ruhr Mülheim, Tanzfaktur Köln.
Gefördert durch Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR, Kunststiftung NRW, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Bundesstadt Bonn und Pro Helvetia, ThéâtrePro Valais, Loterie Suisse Romande, Conseil de la Culture État du Valais, Ernst Göhner Stiftung.
Von und Mit: Martina De Dominicis, Margaux Dorsaz, Álvaro Esteban, Clémentine Herveux Marin Lemic, Bojana Mitrovic, Evandro Pedroni/ Jenna Hendry/ Cristina Commisso/ Colas Lucot • Regie: Rafaële Giovanola • Choreographie: Rafaële Giovanola in Zusammenarbeit mit Martina De Dominicis, Álvaro Esteban • Co-Autoren: Fa-Hsuan Chen, Martina De Dominicis, Álvaro Esteban, Susanne Schneider • Komposition: Franco Mento, Jörg Ritzenhoff • Sound recherche: Manuel Riegler • Licht, Raum: Jan Wiesbrock, David Glassey, Boris Kahnert • Kostüme: Fa-Hsuan Chen • Dramaturgie, Konzept: Rainald Endrass • Texte: Augustin Casala, Mélisende Navarre, Martina De Dominicis • Bewegungsrecherche: Morgane Stephan, Werner Nigg, Francisco Ladron de Guevara • Videodokumentation: Michael Maurissens, Hugo Pratap Parvex • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Fabiana Uhart, Rainald Endrass • Social media: Maud Richard • Produktionsleitung: Marcus Bomski • Administration: Maxime Rappaz, Till Skoruppa • Management: Godlive Lavani, Aurélie Martin
Über CHORA
In CHORA lädt CocoonDance das Publikum ein, mit den Performern den Raum zu teilen, mit der Szenerie zu verschmelzen und an einer tiefgründigen Aufführung teilzunehmen, die den Platz jedes Einzelnen in einem Mikrokosmos, der sich in jedem Moment neu erfindet, hinterfragt. Gemeinsam mit dem Publikum entwirft CocoonDance mit CHORA einen sich öffnenden und schließenden Raum, der uns die Beziehung mit der uns umgebenden Welt spüren lässt. CocoonDance, vor allem für seine kraftvollen, den Körper dekonstruierenden Arbeiten bekannt, konzentriert sich in CHORA wie nie zuvor auf die Vorstellung und Wahrnehmung des Raums. Choreografie wird verstanden als eine Kulturtechnik, die in der Lage ist, Körper und Dinge zu ordnen, zu verbinden, Veränderungen voranzutreiben und Resonanzräume zu eröffnen.
CHORA steht für die Suche nach neuen kreativen Prozessen. Das Projekt legt den Schwerpunkt auf Co-Autorenschaft und ihre vielfältigen Möglichkeiten. Es geht um das Umschreiben, Transformieren und Verschmelzen von Bewegungen, um eine polyphone Ästhetik. CHORA präsentiert sieben Performer in einer sich entwickelnden, ständig verändernden Klang-/Rauminstallation, in der die Körper des Publikums und der Darsteller nebeneinander existieren und sich in einem Konzept vernetzen, das erst eigentlich den szenischen Raum schafft.
PRESSESTIMMEN in Auszügen
Die Choreografin und assoziierte Künstlerin des Théâtre du Crochetan lädt das Publikum auf die Bühne ein, um so nah wie möglich an der Bewegung zu sein. Sie lädt uns ein, in das Zentrum ihrer Arbeit einzutauchen und gleichzeitig unsere Beziehung zum Anderen, zum Fremden, das so fern und doch so nah ist, zu hinterfragen... Nach und nach wird das Ballett zur Welt. Die Aufführung verändert ihren Inhalt und wird hyperaktiv und faszinierend, sobald wir uns erlauben, Teil des Tableaus zu werden, in den Tanz einzutreten. Die Körper der einen und der anderen kommunizieren in einer fast körperlichen, wenn auch distanzierten Trance. Ein angespannter Muskel, die Wölbung einer Brust, ein Duft, die Falte eines Stoffes - alles wird durch den Zoom unserer Vorstellungskraft verstärkt. Die Zeit bleibt stehen. ... Nachdem sie uns mit Vis Motrix gefesselt und mit Hybridity verführt hat, setzt die in Bonn lebende Choreographin ihre Arbeit an den verschiedenen Dimensionen fort, die eine Aufführung ausmachen: Sie durchbricht die vierte Wand und vervielfacht die Gesten, um den Zuschauer zu zwingen, den Komfort der Dunkelheit und seinen Platz als Zeuge zu verlassen, um zu handeln und zu interagieren. Auch wenn es einigen Zuschauern am Eröffnungsabend schwer fiel, loszulassen und loszulassen und ganz in die Vorstellung einzutauchen, wartet die Saat dieser Gemeinschaft von Seelen und Körpern nur darauf, aufzukeimen. ... In Zusammenarbeit mit ihren Tänzern - Martina De Dominicis, Margaux Dorsaz, Álvaro Esteban, Clémentine Herveux, Marin Lemic, Bojana Mitrovic, Evandro Pedron - hat Rafaële Giovanola ein tiefgründiges Stück geschaffen, das sich langsam aufbaut, aber am Ende buchstäblich verzaubert! (Olivier Frégaville-Gratian d’Amore, loeildolivier.fr, 06.10.2023)
Die Tanzkompanie CocoonDance präsentierte als Deutschlandpremiere ihre neue Choreografie "Chora" im Ringlokschuppen in Mülheim. Dabei verschmelzen die Performer
mit dem Publikum. Ein echtes Erlebnis, wie man es selten hat.
Geleitet wird die Kompanie von der Schweizer Choreografin
Rafaële Giovanola. Sie und die sieben TänzerInnen haben mit
dieser Choreo den Tanz für beide Seiten ganz neu erfahrbar gemacht. Es gibt keine Trennung zwischen Bühne und Saal.
Der Raum ist die Bühne, auf der sich beide Seiten frei bewegen können. Schon beim einführenden Workshop wird den Besuchern das Prinzip verdeutlicht. Man soll den Raum fühlen wie einen Kosmos, in dem man sich begegnet. Die Gäste sind ein wichtiger Teil des Abends. Sie bestimmen ihre eigene Position, können sich frei bewegen, sich auf den Boden setzen oder auch die Distanz zu den TänzerInnen frei bestimmen. Manchmal werden sie auch Teil einer Ansammlung von TänzerInnen, also ganz nah dabei und mittendrin. … Alles passt hervorragend zusammen. Die Besucher gestalten den Raum kreativ, die TänzerInnen passen sich ihm an und füllen ihn aus. Licht und Sound runden den Abend klasse ab. Wir leben in einer mit zahlreichen Problemen behafteten Gesellschaft, die sich stark verändert, was auch die Kultur betrifft. Es müssen kreative Ideen her. Dieser Abend ist so ein gelungenes Beispiel, wie die Menschen gesellschaftlich wieder zusammenfinden können. (Holger Jehle, abenteuer-ruhrpott.info, 20.10.2023)
Der Zuschauer wird Teil des Ganzen - Das Bonner Ensemble Cocoondance zeigt im Theater im Ballsaal seine beeindruckende neue Kreation "Chora" [Überschrift] ... Was an diesem Premierenabend im Ballsaal passiert, ist ein Ereignis von großer Kraft, ein Abenteuer für jeden, der dabei ist. Die Zuschauer erleben sich im Theaterkontext völlig anders, werden aus ihrer Zuschauer- rolle herausgerissen, ohne dabei in ein peinliches Mitmachtheater hineingezwungen zu werden. Die Choreografie geht in ihrer Strategie, die Wechselwirkung von Darstellern und Publikum künstlerisch fruchtbar zu machen, überaus klug vor, verkopft
wirkt hier jedoch gar nichts. Im Gegenteil: "Chora" ist eine überaus sinnliche Arbeit. Dafür geben die Tänzerinnen und Tänzer alles. Martina De Dominicis, Margaux Dorsaz, Álvaro Esteban, Clémentine Herveux, Marin Lemic, Bojaana Mitrovic und Evandro Pedroni zeigen 60 Minuten lang eine enorme physische Präsenz, und zwar in allen Geschwindigkeits-Zuständen. Wenn sie durch den Raum jagen ebenso wie in den Momenten, wo sie ähnlich wie manche Amphibienarten über den Boden kriechen. Oder wenn sie an anderer Stelle sich wie ein zusammenhängender Zellhaufen in permanenten Positionswechsel durch den Raum rollen. Gegen Ende der einstündigen Performance besetzen die Tänzer schwarze, bewegliche Podeste, die einzigen Requisiten, die auch dem Publikum als Sitzgelegenheit dienen können. Ein Moment der Ruhe, bevor sie sich noch einmal einer Art langsamer Ekstase hingeben. Großer Applaus! (Bernhard Hartmann, Bonner General-Anzeiger, 04.11.2023)
Ein strahlendes Eintauchen in Körper, befreit von allen Zwängen.
Ein Meisterstück. ... Rafaële Giovanola ist unermüdlich. Genau in diesem Sinne ist auch CHORA. … Das Stück findet in einem fast leeren Raum statt, das einzige Bühnenbild ist ein kleines Podest in der Mitte. So erobern die Tänzerinnen und Tänzer den Raum, während das Publikum sie umkreist und so nah wie möglich an sie heranrückt. … CHORA ist eine säkulare kollektive Gemeinschaft, ein Manifest für unsere Zeit, modern und radikal. (Amélie Blaustein-Niddam, cult.news/, Abruf: 05.11.2023 )
Vollkommen neu ist das Konzept, den theatralen Raum aufzulösen, nicht. Cocoon hat selbst immer wieder mit diesem Instrument gespielt und 2018 mit „Ghost Trio“ unerhört dramatisch die Begegnung zwischen Publikum und Ensemble inszeniert. In der freien Szene gewinnt der Tanz nicht selten einen installativen Charakter. Da gehört das Schlendern um die Akteure herum schon zur festen Gewohnheit. Oftmals wird jedoch so statisch inszeniert, dass man das Geschehen doch nur aus einer Position beobachten kann und es sinnlos wäre über die Bühne zu laufen. Hier ist es anders. Im Ballsaal bewegen sich die Protagonisten mal schnell und mal langsam durch den Raum. Das machen sie behände und dennoch muss man als Zuschauer seine Position im Raum verändern, um beobachten zu können. ... Während sich das Ensemble zu einer Menschentraube verknäuelt und die Choreographie eher einer Spielanleitung für die Tanzenden gleicht als einer Partitur, in der jeder Schritt pointiert gesetzt wäre, rücken Licht und Musik in den Fokus der Aufmerksamkeit. Jan Wiesbrock, David Glassey und Boris Kahnert lenken Stimmung über Lichtakzente, die sie virtuos handhaben. Wirken die Tänzer eben noch entrückt wie Statuen im Gruppenbild mit den Besucherinnen und Besuchern, so schürt die Lichtdramaturgie im nächsten Augenblick die Neugierde auf das noch unbekannte Geschehen. Besonders intensiv lädt sich die Atmosphäre in jenen Momenten auf, in denen man in vollkommener Dunkelheit steht. Die akustischen Dramaturgen dieser Produktion sind Jörg Ritzenhoff und Franco Mento, deren Soundrepertoire vom plötzlichen lauten Impulsgeber bis zur akustischen Fahrt im Unterseeboot reicht. Das Gefühl der Menschen sitzt im Ohr und mit dem Sound verändert sich unsere Stimmungslage. Die Produktion von Cocoon entwickelt eine schöne Klaviatur der Emotion im Zusammenspiel von Tanz, Licht und Musik, die man lustvoll in einem von Konventionen befreiten Raum erleben kann. (Thomas Linden, tanzweb.org, Abruf: 12.11.2023
Es ist eine Annäherung, an die Wände, den Boden, die Türrahmen
im Raum. An die Körper - und mit dem Körper. CocoonDance-Regisseurin Rafaële Giovanola schickt in «Chora» ihre Tänzer*innen auf eine Erkundungstour. Sie bewegen sich durchs stehende, gehende, sitzende, an die Wand gelehnte Publikum im Mülheimer Ringlokschuppen, geschmeidig, laufend, mal vorwärts, mal rückwärts. Zurückhaltend berühren sie ab und an eine fremde Schulter, einen Fuß. Dabei geht es nicht um Kontaktaufnahme, es ist vielmehr ein zartes Anstoßen, eine Motivation für eine sensiblere Wahrnehmung. … Der Blick auf die anderen und den Raum der wird so verstärkt. Sie sind Stürzende, Sich-Haltende, Sich-Suchende. Und für einen starken Moment blitzen auch Cocoontypische Kreaturen auf mit ihren harten, energiegeladenen Bewegungen, die den menschlichen Körper infrage stellen.
Zu lauten Beats werfen sie sich über drei Podeste, die als einzige Bühnenelemente den Raum besetzen. Ansonsten bleibt der Abend eher zaghafte Recherche. (Sarah Heppekausen, tanz, 12.2023)
Im Kern geht es hier um das Wesen der Bewegung, das sich in den unterschiedlichen Medien von Licht, Ton und Tanz entäußert. Die Qualität der Cocoon-Produktionen – die aus der Handschrift von Choreographin Rafaele Giovanola und Dramaturg Rainald Endrass hervorgeht – liegt in der Korrespondenz von äußerer und innerer Bewegung. Diesmal setzt man ganz auf den Effekt der Performance. Was zählt, ist das, was man sieht. Das Publikum folgt den Tänzerinnen und Tänzern, die sich gegen Ende in einen vielgestaltigen Körper verwandeln, der gleich einer Welle aus Leibern durch den Raum vagabundiert.
CocoonDance ist immer innovativ, diesmal scheint das Team aus Bonn auszutarieren, wohin der Weg in Zukunft führen wird.
(Thomas Linden, Choices, 28.11.2023)